Eine Woche Wind, Wellen und ganz viel Gemeinschaft – so lässt sich unsere Segelfreizeit 2025 vom 30. August bis 6. September am besten beschreiben.

Mit insgesamt 22 Personen – sechs Teamern (drei männlich, zwei weiblich und ich selbst) sowie 16 Jugendlichen – machten wir uns auf den Weg in Richtung IJsselmeer. Sechs Jungs und zehn Mädchen bildeten zusammen mit uns Teamern eine bunt gemischte Crew, die zu einer starken Gemeinschaft zusammenwuchs.

Die Anreise – voller Vorfreude aufs Abenteuer

Schon die Anreise war ein Erlebnis: Zehn Stunden Zugfahrt lagen vor uns, von Lauf über Nürnberg, Düsseldorf und Amsterdam bis nach Enkhuizen. Dort wartete bereits unser Segelschiff, die „Avanti“, auf uns. Mit aufgeregter Vorfreude bezogen wir am Abend unsere Kabinen, lernten die ersten Dienste an Bord kennen und ließen den Tag beim gemeinsamen Kochen und einem kurzen Nachtimpuls ausklingen. Spätestens da war klar: Wir waren angekommen – und bereit für eine besondere Woche.

Stürmisch, nass – und voller Energie

Von Beginn an zeigte sich das IJsselmeer von seiner rauen Seite. Es wurde eine stürmische und nasse Woche: Fast täglich begleitete uns Regen, und der Wind blies kräftig über das Wasser, sodass das Schiff ordentlich schwankte. Doch gerade diese Bedingungen machten die Freizeit zu einem echten Abenteuer. An Deck standen wir in Regenjacken und Gummistiefeln, hielten gemeinsam die Segel im Wind und merkten, wie wichtig Teamarbeit auf dem Schiff ist. Jeder übernahm Verantwortung – beim Segelsetzen, beim Steuern oder beim Anlegen in den Häfen.

Trotz Wind und Wetter ließen wir uns die gute Laune nicht nehmen. Wenn gerade keine Aufgaben anstanden, vertrieb sich die eine Gruppe die Zeit mit Rätseln, Black Stories oder Kartenspielen, während die andere es sich auf Deck gemütlich machte – dick eingepackt, die Gesichter in die seltenen Sonnenstrahlen gehalten, fast wie Robben, die jede Wärme aufsogen.

Alltag an Bord – Rhythmus und Rituale

Unsere Tage hatten einen festen Rhythmus: Nach einem gemeinsamen Frühstück hieß es „Klar Schiff!“ – alle packten mit an, bis das Schiff wieder in Ordnung war. Danach folgte ein Morgenimpuls, der uns geistlich einstimmte, bevor die Segel gesetzt wurden. Auch das Mittagessen fand oft während der Fahrt an Bord statt – eine ganz eigene Erfahrung, wenn der Tisch schwankt und die Tassen rollen. Abends wurde in wechselnden Gruppen gekocht, gemeinsam gegessen, gespült und der Tag mit einer besinnlichen Abendandacht abgeschlossen. Diese kurzen spirituellen Momente mitten im Trubel waren wertvolle Gelegenheiten, zur Ruhe zu kommen, nachzudenken und im Glauben Kraft zu schöpfen.

Ein Tag in Medemblik – Sturm, Schloss und Knödel

Ein besonderer Tag war unser Stopp in Medemblik: Da der Sturm zu stark zum Segeln war, konnten wir ausschlafen. Am Nachmittag erkundeten wir den Strand und besuchten das Schloss. Der Abend wurde zum kulinarischen Abenteuer: Es gab Knödel mit Pilzrahmsoße. Mangels Weißbrot mussten wir improvisieren und Vollkornbrot verwenden – gekocht wurde alles auf dem Gasherd. Das Ergebnis war außergewöhnlich: Für manche ein echtes Highlight, für andere eher gewöhnungsbedürftig. Aber alle waren sich einig – dieses Abendessen bleibt

Unterwegs in den Häfen – Entdeckungen und Sonnenuntergänge

Auch die anderen Häfen hatten ihren ganz eigenen Charme. Auf Texel konnten wir die Inselatmosphäre genießen, in Lemmer testeten wir die Fischbude und besuchten das imposante Woudagemaal, das größte noch funktionierende Dampfschöpfwerk der Welt. Schon von außen beeindruckte das riesige Backsteingebäude, doch so richtig faszinierend wurde es im Inneren: Die gewaltigen Dampfkessel, die riesigen Schwungräder und die ganze historische Technik ließen uns staunen. Bei einer Führung erfuhren wir, dass das Woudagemaal seit 1920 dafür sorgt, überschüssiges Wasser aus Friesland abzupumpen – und bis heute im Einsatz ist, wenn die modernen Pumpwerke an ihre Grenzen kommen. Das Dröhnen der Maschinen und die Vorstellung, wie viel Kraft hier freigesetzt wird, machten den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. Für viele von uns war es erstaunlich zu sehen, wie eng Technik, Natur und das Leben am Meer miteinander verbunden sind.

Unterwegs in den Häfen – Entdeckungen und Sonnenuntergänge

Ein besonders stimmungsvoller Moment erwartete uns in Makkum: Am Abend legte sich die Aufregung des Tages, und die ganze Gruppe sammelte sich am Hafen. Dann begann die Sonne langsam im Meer zu versinken. Der Himmel verwandelte sich in ein leuchtendes Farbenspiel aus Orange, Rosa und Violett, das sich im Wasser spiegelte. Für einen Augenblick wurde es ganz still – nur das leise Plätschern der Wellen und das Knarzen der „Avanti“ waren zu hören. Alle standen beisammen, manche lehnten an der Reling, andere saßen auf dem Steg, und niemand wollte diesen Moment unterbrechen. Es war, als hätten wir den Regen und den Sturm der vergangenen Tage einfach hinter uns gelassen. Dieser Sonnenuntergang wurde für uns zu einem magischen Höhepunkt der Woche, an den sich alle noch lange erinnern werden.

Gemeinschaft pur – Spiele, Aktionen und Abschlussabend

Neben dem Segeln, den Hafenbesuchen und den Mahlzeiten war die Freizeit geprägt von Gemeinschaft. Ob bei Hafenaktionen, die für Abwechslung sorgten, bei kleinen Spielen zwischendurch oder bei kreativen Programmpunkten – wir lachten, wuchsen zusammen und erlebten, wie aus vielen Einzelnen eine Crew wurde.

Besonders eindrucksvoll war unser Abschlussabend: Mit Rätseln, Black Stories, Stopptanz und viel Kreativität blickten wir gemeinsam auf die Woche zurück. Es wurde noch einmal deutlich, wie viel wir miteinander erlebt hatten – und wie sehr uns diese Tage auf der „Avanti“ geprägt haben.

Abschied von der „Avanti“

Am letzten Morgen hieß es Abschied nehmen. Nach dem Putzen, Packen und einem letzten Blick zurück auf das Schiff traten wir die Heimreise an. Müde, ein wenig durchnässt, aber voller Eindrücke und mit einem Schatz an Erinnerungen kamen wir nachts wieder in Lauf an.

Fazit – Mehr als eine Reise

Die Segelfreizeit 2025 war weit mehr als nur eine Reise. Sie war ein Abenteuer, das uns herausforderte und zusammenschweißte. Wir haben das Segeln erlebt – bei Sturm, Regen und manchmal auch Sonne –, Verantwortung übernommen, Grenzen überwunden und gelernt, wie wichtig Zusammenarbeit ist. Und wir haben Momente der Stille, des Glaubens und der Gemeinschaft mitten auf dem Wasser erfahren, die uns noch lange begleiten werden.

Eure Katrin